Foto: Edwin Husic
Wie Schüler:innen das Bahnhofswirtshaus neu definieren möchten.
30 Tage Genusslabor in der Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl. Engagierte Jugendliche erwecken die Gastronomie am Bahnhof zum Leben.
Die Begeisterung und der Ehrgeiz von Jugendlichen, Ziele zu setzen und Neues zu schaffen, sind von unschätzbarem Wert, insbesondere in Branchen wie der Gastronomie, die unter einem akuten Nachwuchskräftemangel leiden. Dieses Engagement und die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen, ist entscheidend, um die Zukunft zu gestalten und den ständigen Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, wie junge Talente die Möglichkeiten nutzen, um nicht nur ihr eigenes Potenzial zu entfalten, sondern auch dazu beitragen, die gastronomische Landschaft neu zu definieren und weiterzuentwickeln. Case in point: Die 4a Klasse der Höheren Lehranstalt für Tourismus in Bad Ischl und ihr Projekt „Das Genusslabor”.
Schüler:innen fordern mehr Praxis
In der Bundestourismusschule Bad Ischl absolvieren Schüler:innen aktuell eine Ausbildung, die sie auf Karrieren in der Gastronomie, im Büro- und Hotelmanagement vorbereiten soll. Diese umfasst die Konzessionsprüfung und die Matura sowie die Möglichkeit zu Weiterbildungen.
Im Gespräch mit Isabella Druckenthaner, Schülerin und Projektsprecherin, wird deutlich, dass auch immer mehr praktische Erfahrungen gewünscht werden. „Es soll mehr Möglichkeiten geben, nicht nur in der Klasse zu sitzen, sondern sich auch Betriebe in ganz Österreich anzusehen. Was ich toll finde an unserem Lehrplan ist, dass wir auch Kunst und Kultur genauso wie Naturwissenschaften und vieles andere haben. Die Schüler:innen sollten einfach mehr erleben dürfen in der Schule. Meiner persönlichen Meinung nach, sollte es aber im Praxis-Lehrplan feste Regelungen geben wie z.B.: zehn vegane oder vegetarische Gerichte im Semester kochen zu müssen, dann ist auch eine vegane Kochausbildung nicht mehr so notwendig.”, so Druckenthaner.
Das Genusslabor-Experiment
Da kam die Initiative vom Organisationsteam der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 gemeinsam mit Koch Christoph „Krauli“ Held genau richtig. Sie möchten nämlich, dass Schüler:innen 30 Tage lang ein Wirtshaus führen. Konkret ein Bahnhofsrestaurant am Bahnhof Bad Ischl. „Wir wollen in unserem Bahnhofsresti zeigen, dass es auch anders geht. Wir wollen, dass man bei uns eine schöne Zeit hat.” sagt Druckenthaner.
Eine kleine Karte soll vegane und vegetarische Speisen anbieten, wie auch Fleisch oder Fisch. Eine sorgfältig kuratierte Auswahl an Getränken ebenso.
Das Team an Schüler:innen will zeigen, dass sich Kulinarik und Kunst mit Regionalität und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Inklusiv soll es sein, damit sich bei möglichst vielen Besucher:innen der Wohlfühlfaktor einstellt. Ein Ort, der alle verbinden soll – durchaus passend für einen Bahnhof.
Das Projektteam besteht aus 18 ambitionierten Schüler:innen, die sich Küche, Service und Büroarbeit aufteilen. Derzeit wird intensiv daran gearbeitet, die Menüauswahl, Getränkeangebote und Inneneinrichtung zu planen. Dabei spielt auch die Zusammenarbeit mit Künstler:innen eine bedeutende Rolle, um das Wirtshaus kreativ und ansprechend zu gestalten.
Warum man sich für eine Karriere in der Gastronomie entscheiden soll, fragen wir Isabella Druckenthaner zum Abschluss: „Für eine Karriere in der Gastronomie/Hospitality sollte man sich deshalb entscheiden, weil man wahnsinnig viel Vielfalt hat. Wenige Jobs sind so vielfältig wie diese. Was ich so faszinierend finde, ist die Auswahl an Standorten – die ganze Welt hat mit Gastronomie und Tourismus zu tun. Da wo es einen beliebt, kann man arbeiten und das ist etwas, was man eigentlich nur in der Gastronomie hat.“