Illustration: Katharina Anna Wieser
Kolumne – Female Wine Collective
Gemeinsam sitzen wir im Garten, trinken Burgunder und Barolo, rauchen Zigaretten in der Dämmerung, tauschen uns über die Wichtigkeit von Genusskultur im Jahr 2023 aus und debattieren die Frage, ob finanzieller Wohlstand oder Bildung der treibendere Gatekeeping-Faktor für eine Teilnahme an der Welt rund um Fine Wine und Naturwein sei.
Heute trinken wir schwere Rotweine, morgen Winzer-Champagner, seltener Muskateller, und bitte keinen Prosecco auf Eis.
Und wir reden über die Stigmatisierung von Geschlecht und Getränk, eine Vorbelastung, eine Marketingstrategie, Rosé für die Damenwelt, Süßes für die Mädels, Bubbles und Kitsch.
Niemals wertig, niemals komplex, niemals ernstzunehmend.
Denn das darf der Frau von heute nicht zugemutet werden – oder steckt vielleicht immer noch die internalisierte und (unter)bewusste Idee dahinter, das Selbstvertrauen weiblich gelesener Personen klein zu halten?
Wir dürfen uns also fragen, woran es liegen mag, dass „Damengetränke“ selten ein wertiges Image haben. Eine lange Historie des Mannes und der Bar, Zutrittsberechtigung für Frauen ähnlich zu spät wie das Wahlrecht, das frühere Patriarchat trennt das weibliche Geschlecht von Pleasure- und Genusskultur, Politik und Eigenermächtigung.
Und jetzt müssen wir uns fragen: Ist das nicht ganz offensichtlich sexistisch? Auch heute trennt man gehobene Kultur und Frau im Kopf und im Denken, spricht ihnen Kompetenz ab, traut ihnen weniger zu. Warum es weniger Frauen in der Wein- und Genussbranche gibt, lässt sich vielleicht auch teilweise durch diese Herleitung erahnen.
Wir wollen weiblich gelesene Personen sehen, die an Bars alte Whiskeys und schwere Rotweine bestellen, Selbstbewusstsein über Komfort stellen, Weine im Restaurant zuerst kosten, allein essen gehen. Denn dann ist es egal, ob männlich oder weiblich gelesene Personen Prosecco auf Eis bestellen, und wir würden nicht über den Gedanken stolpern, dass in der nächsten Werbung für Hochprozentiges weder Daniel Craig noch David Beckham, sondern Beyoncé und Serena Williams ein Glas in der Hand halten und von Torf und Tannin schwärmen.