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Neue Kampagne gegen Food Waste

von Unverschwendet

Lebensmittelverschwendung und Landwirtschaft

Nur die Harten kommen in den Garten. Dieses bekannte Sprichwort besagt, dass man nur mit viel Anstrengung und Durchhaltevermögen etwas erreichen kann. Eigentlich passt das auch zur Landwirtschaft ziemlich gut. Allerdings müsste das Sprichwort dann eher lauten: Nur die Harten kommen aus dem Garten. In den Supermarkt nämlich. Zu hart dürfen Obst & Gemüse, je nach Sorte, aber natürlich auch nicht sein. Und auch nicht zu weich, zu klein, zu groß, zu früh oder zu spät reif, zu krumm oder einfach mehr als geplant. In all diesen Fällen werden Früchte oft schon am Feld aussortiert, bevor sie es überhaupt in den Handel schaffen. 

Aus einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien geht hervor, dass aktuell pro Jahr 167.000 Tonnen Lebensmittel bereits in der Landwirtschaft entsorgt werden. Gründe gibt es dafür viele. Unsere Schönheitsideale und Trends spielen genauso eine Rolle wie Klimaveränderungen, komplexe Marktdynamiken und sogar politische Rahmenbedingungen. 

Sehen wir uns ein paar Beispiele, wie Lebensmittelüberschüsse schon ganz am Beginn der Wertschöpfungskette entstehen, an: 

Hochsaison und Wettertief

Wassermelonen und Tomaten gehören zum Sommer wie Schwimmbadpommes und Sonnencreme. Aber selbst in der absoluten Hochsaison kann es vorkommen, dass es kurzfristig zu viel des Guten gibt. 

Tomaten gehören zu den beliebtesten Früchten in Österreich – laut AMA werden pro Kopf über 30 Kilo jährlich verspeist – und werden daher ganzjährig in Gewächshäusern mit komplexem Mikroklima regional angebaut. Im Sommer wachsen sie aber auch auf unzähligen Balkonen und Fensterbänken und in privaten Gemüsebeeten. Werden die Paradeiser Marke Eigenanbau alle gleichzeitig reif, gibt’s im Supermarkt plötzlich weniger Nachfrage. Planen lässt sich das für Landwirt:innen allerdings nur schwer.

Auch Wassermelonen gibt’s “made in Austria”. Besonders im Burgenland und in Niederösterreich gedeihen sie gut – vorausgesetzt, das Sommerwetter spielt mit. 

Dabei hat die Witterung nicht nur Einfluss auf die Ernte, sondern auch auf unser Konsumverhalten. Denn die Nachfrage nach Melonen steigt und fällt mit den Temperaturen. Ist es kühl und regnerisch, fällt nicht nur die eine oder andere Grillparty ins Wasser, Landwirt:innen bleiben mitunter auf ihren Melonen sitzen, weil Konsument:innen der Appetit darauf vergeht. Geschmack ist also manchmal eine Frage des Wetters. 

Wachstumsschübe und alte EU-Verordnungen

Eine Frage der Größe ist Geschmack hingegen nicht.. Und trotzdem spielt sie manchmal doch eine wichtige Rolle – nämlich dann, wenn es ans Eingemachte geht. Ab einem bestimmten Punkt ist eine Gurke nämlich zu groß, um noch ein Gurkerl sein zu können, ganz einfach, weil sie nicht mehr ins Glas für die Essiggurkerl passt. Und das kann ganz schön schnell gehen. Oft reichen ein paar besonders warme Sommernächte und schon schießen die Gurken übers Ziel hinaus. Landwirt:innen müssen daher in der Erntezeit extrem flexibel sein und schnelle Lösungen finden – egal ob es zwei Wochen lang bei 15° regnet oder eine Tropennacht auf die andere folgt. Kommt es zu einem ungeplanten Wachstumsschub, kann es vorkommen, dass tonnenweise Gurken plötzlich überschüssig sind, weil sie vermeintlich zu groß sind.

Größer als Einlegegurken dürfen Salatgurken allemal sein. Dafür wurde ihre Form schon 1988 heiß diskutiert. Aus diesem Jahr stammt nämlich eine EU-Verordnung über die Krümmung von Gurken. Die Verordnung ist seit 2009 nicht mehr in Kraft, das Thema ist aber längst nicht vom Tisch. Was hingegen kaum auf den Tisch kommt, sind krumme Gurken, denn die werden auch ohne EU-Verordnung oft schon aussortiert, bevor sie überhaupt in einen Supermarkt kommen. Dabei sind Gurken eigentlich dafür bekannt, einfach wild drauflos oder, wenn es sein muss, auch mal an Hindernissen bzw. um sie herum zu wachsen. Nicht umsonst gibt es schließlich den Begriff “herumgurken”.

Aber gerade gewachsene und in etwa gleich große Gurken haben einige entscheidende Vorteile: Sie lassen sich effizienter verpacken und einfacher lagern, brauchen weniger Platz und damit nachweislich weniger Energie beim Transport. Außerdem werden Gurken häufig ‘per Stück’ verkauft, wodurch sich weitere Ansprüche an eine möglichst einheitliche Größe, Länge und Krümmung ergeben. Gerade Gurken haben also tatsächlich einige einleuchtende Argumente auf ihrer Seite. Nur hält sich die Natur eben nicht immer an solche Vorgaben. 

Unsichtbare Arbeit und Maschinen mit blinden Flecken

Während Wetter, Größe und Form unter anderem Gründe dafür sind, wie Überschüsse entstehen, bestimmt der Preis oft darüber, ob gerettete Lebensmittel verwendet oder verschwendet werden. Als Komsument:innen sind wir darauf trainiert, dass gerettet gleichbedeutend mit billig ist. Schließlich werden Produkte, die kurz vorm Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, im Supermarkt günstiger abverkauft. 

Doch um Obst und Gemüse schon in der Landwirtschaft zu retten, damit es überhaupt eine Chance hat, im Supermarkt zu landen, ist viel zusätzliche Arbeit nötig. Gut zeigen lässt sich das am Beispiel der Karotte.

Rund 120.000 Tonnen Karotten werden jährlich in Österreich geerntet. (Quelle: https://www.landschafftleben.at/lebensmittel/karotte) Bei dieser Menge ist es kein Wunder, dass es starke Unterstützung bei der Arbeit braucht. Das Sortieren nach der Ernte übernehmen daher oft große Maschinen. Sie erledigen ihre Arbeit schnell, sind aber mitunter sehr streng. Was optisch von der Norm abweicht, wird gnadenlos aussortiert. Um die beste Qualität zum besten Preis ermöglichen zu können, investieren Landwirt:innen laufend in neue und bessere Maschinen. Ein gewisser Prozentsatz fällt aber beim maschinellen Sortieren nach wie vor aus dem System. Und bei großen Betrieben können selbst 5 % Ausschuss schnell mehrere tausend Kilo sein.

Um zu überprüfen, ob es sich bei einer Unregelmäßigkeit um einen harmlosen Fleck oder einen Fremdkörper handelt, muss dann händisch nachsortiert werden. Das menschliche Auge ist aktuell immer noch das beste, aber auch das teuerste Kontollorgan. Das schlägt sich letztendlich im Preis für gerettete Karotten nieder. 

Lebensmittel retten, Ressourcen schützen

Die Liste könnte noch lange weitergehen, aber schon diese Beispiele zeigen, dass es einerseits viele Gründe gibt, wie Lebensmittelüberschüsse in der Landwirtschaft entstehen, Andererseits machen sie aber auch klar, dass die überschüssigen Lebensmittel zum Verschwenden viel zu schade sind. Hinzu kommt: In jedem aussortieren, übrig gebliebenen, nicht genutzten Kilo Obst und Gemüse stecken nicht nur Vitamine, Nährstoffe und Geschmack, sondern auch all das, was für den Anbau nötig war – von der Bodenfläche über Wasser und Energie bis zu den Arbeitsstunden der Landwirt:innen. Lebensmittel zu retten heißt auch, achtsam mit diesen wertvollen Ressourcen umzugehen.. 

Zum Glück gibt’s viele unterschiedliche Möglichkeiten, wie Lebensmittel vor der Verschwendung bewahrt und Ressourcen geschützt werden können. Sie zu finden und bei der Umsetzung zu unterstützen, hat sich Unverschwendet zur Aufgabe gemacht.

Der allererste Schritt: über Lebensmittelverschwendung sprechen! Damit das Thema auf möglichst viele Tische kommt, gibt’s daher aktuell eine Bewusstseinsbildungskampagne mit Unterstützung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft. Mit von der Landpartie: Thomas Brezina. In kurzen Videos geht der Bestsellerautor der Lebensmittelverschwendung auf den Grund, O-Töne von Landwirt:innen inklusive. 

Vom eigenen Konsumverhalten bis zum gezielten Einsatz künstlicher Intelligenz, von neuen Genüssen und gemeinnützigen Organisationen liefern die Videos Hintergrundinformationen ebenso wie praktische Tipps für den Alltag. Denn auch wenn sich über Geschmack nicht streiten lässt, sind wir uns in einer Hinsicht doch hoffentlich alle einig: Zum Verschwenden sind Lebensmittel viel zu schade. 

Videoreihe mit Thomas Brezina

Der allererste Schritt: über Lebensmittelverschwendung sprechen! Damit das Thema auf möglichst viele Tische kommt, gibt’s daher aktuell eine Bewusstseinsbildungskampagne mit Unterstützung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft. Mit von der Landpartie: Thomas Brezina. In kurzen Videos geht der Bestsellerautor der Lebensmittelverschwendung auf den Grund, O-Töne von Landwirt:innen inklusive. 

Vom eigenen Konsumverhalten bis zum gezielten Einsatz künstlicher Intelligenz, von neuen Genüssen und gemeinnützigen Organisationen liefern die Videos Hintergrundinformationen ebenso wie praktische Tipps für den Alltag. Denn auch wenn sich über Geschmack nicht streiten lässt, sind wir uns in einer Hinsicht doch hoffentlich alle einig: Zum Verschwenden sind Lebensmittel viel zu schade.

Über Unverschwendet

Unverschwendet glaubt an eine Zukunft, in der Überschüsse als Chance gesehen werden, und daran arbeiten sie Tag für Tag. Mit innovativen Lösungen gegen Lebensmittelverschwendung. 

Die neue Kampange von Unverschendet wird vom Bundeministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionenn und Wasserwirtschaft unterstützt.

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