Laura Wolfsteiner – von der Angewandten in Wien zum Bio-Bauernhof in Leonding.
Laura Wolfsteiner. Foto: Karin Stöttinger
„Wie beim Kochen versuchen wir auch in unserer Landwirtschaft nichts zu verschwenden, Vorhandenes zu nutzen und dabei das Beste herauszuholen. Wir nennen es das ,Wurstsalatprinzip‘, lacht Laura. Bei ihren Baumaßnahmen oder der Sanierung am Hof verwenden sie ökologische, langlebige oder bereits vorhandene Baumaterialien. Dieser Ansatz ist bescheiden und spart Geld, benötigt jedoch mehr Zeit. „Unsere Unterstände für unsere Tiere zum Beispiel entstanden aus dem im eigenen Wald geschlägerten Holz, wurden im eigenen Sägewerk geschnitten und von uns selbst gebaut.“
Schon als Dreijährige wusste die heutige Bio-Landwirtin, dass sie Kunst studieren wird. Man traf sie stets mit einem Stift in der Hand. Ihre Leidenschaft mündete im Studium der transmedialen Kunst an der Angewandten in Wien. Bis heute hat die Illustratorin und Designerin drei von ihr im Eigenverlag publizierte „Wiener Wörter“ – Postkartenbücher, in denen es um die Kombination aus Sprache und Zeichnung geht, als Autorin selbst aufgelegt. Geboren in Linz, aufgewachsen in Aschach an der Donau, ließ sie ihr Freundeskreis und ihr Job am Salonschiff „Fräulein Florentine“ wöchentlich von Wien nach Linz zurückkehren. „Nach einer fast traumatisierenden ersten Erfahrung in der Gastronomie, damals mit 16 Jahren, in einem Gasthaus bei uns im Hausruckviertel, habe ich am Salonschiff Florentine erfahren, dass es zwei Seiten der Gastronomie gibt. Die der Dienerin und die der Gastgeberin. Die zweite eröffnet einen Raum der persönlichen Gestaltung. Welche Atmosphäre möchten wir schaffen, wie wirkt ein Raum? Wie hell ist das Licht und wie laut die Musik? Ich selbst, als Gastgeberin, kann wählen: bin ich heute Psychologin, Kindergärtnerin oder machen wir uns gemeinsam eine feine Party? Bis heute arbeitet Laura jeden Freitag am Salonschiff und findet dort einen wunderbaren Ausgleich zu ihrer Arbeit am Hof.
Quereinstieg
Ihre Liebe zum Reiten bei Christophs Eltern am Hof führte zur Liebe zueinander und schließlich zum Einzug am gemeinsamen Biohof. 2012 stellte ihr Mann Christoph gemeinsam mit seinem Vater den Betrieb auf eine biologische Wirtschaftsweise um und brachte Tiere zurück auf den Hof. 2018 erfolgte die Hofübergabe und seither gestalten Laura und Christoph den Hof gemeinsam. Mit dieser bewussten Entscheidung gehen viele Entbehrungen, Bürden und Arbeit einher.
Das Wurstsalatprinzip
Ihre Hands-on Mentalität und der stete Drang nach neuem Wissen vereinen die beiden im Kreislaufwirtschafts-Prinzip auf ihrem Hof. Ihre Tiere sind ganz bewusst gewählte Tierrassen. Einerseits sind sie sehr robust, leben ganzjährig im Freien mit einem einfachen Unterstand und sind darüber hinausteilweise vom Aussterben bedroht. „Wir halten alle unsere Tiere in extensiver Weidehaltung, das bedeutet weniger Tiere auf großer Fläche. Unsere Zebus sind sehr leicht. Dadurch entsteht weniger Flurschaden. Sie sind gute Futterverwerter, sehr anspruchslos, was uns entgegenkommt, da wir eine reine Heuwirtschaft betreiben und kein Kraftfutter oder Silage füttern. Das Fleisch ist mager und feinfaserig und erinnert an Wild. Unsere Mangalicaschweine leben auch ganzjährig im Freien. Ihnen stehen einfache Hütten als Unterstände zur Verfügung, sowie eine Suhle und große Flächen zum Wühlen. Die Schweine leben auf sogenannten Wechselweiden, dabei wechseln sie als Teil der ackerbaulichen Fruchtfolge ihre Weideflächen und bereiten diese durch Düngen und Ackern auf ihre nächste Bestellung vor. Damit tragen die Tiere einen wesentlichen Teil zum Kreislauf bei. Unsere Krainer Steinschafe sind bei uns am Hof nicht nur die perfekten Rasenmäher:innen, sondern liefern mit ihrem Lammfleisch, ihrer Wolle und dem Fell einen sicheren Verdienst.“
Zebus am Hof von Laura und Christoph Wolfsteiner. Foto: Laura Wolfsteiner
Newsletter – Fleischverkauf
Nach der Schlachtung wird das Frischfleisch vom Krainer Steinschaf, Mangalicaschwein und Zwergzeburind, sowie deren verarbeitete Produkte ab Hof verkauft. Nur selten bleibt etwas übrig, da die Nachfrage meist genau dem Angebot entspricht. Überschüsse werden sofort mittels Einfrieren, Wursten, Selchen, Trocknen oder Konservieren im Glas haltbar gemacht und im Hofladen verkauft.
Agroforstwirtschaft im Kreislauf
Ihre Ackerflächen bewirtschaften sie seit Jahren nach dem Agroforstprinzip, indem sie ihre Felder mit abwechselnd Nutz- und Wertholzbaumreihen bepflanzen. Die Bäume bieten Wind- und Erosionsschutz, bilden Insektenbrücken und schaffen Lebensraum für viele weitere Tiere. Das Laub wird zum natürlichen, organischen Dünger und der Wert des Holzes ist am Ende seiner Lebenszeit wieder einsetzbar.
Laura und Chris bewirtschaften ihren Betrieb biologisch und verzichten auch auf im Biolandbau erlaubte Spritz- und Düngemittel. Durch eine mehrjährige Fruchtfolge, Stilllegungsflächen und den gezielten Einsatz mechanischer Bodenbearbeitung kann ein weitestgehend gesundes Bodengefüge erhalten werden. „Das bedeutet, wir müssen die Natur sehr genau lesen und wenn nötig schnell agieren. Bei der mechanischen Bodenbearbeitung muss auf die richtige Witterung geachtet werden, um beispielsweise eine Bodenverdichtung zu vermeiden, welche wiederum gewisse unerwünschte Beikräuter begünstigen würde.“
Kompostieren ist für Laura und Chris das große Zukunftsthema, auf das sie vermehrt ihren Fokus legen möchten. Der Hof soll eigenständig im Kreislauf funktionieren. „Eine Landwirtschaft ist mehr als ein Lifestyle oder Job, vor allem wenn man Tiere hält. Sie ist eine 24/7 × 365 Aufgabe, die man mögen muss und deren man sich bewusst ist. Viele Tätigkeiten sind fremd- oder wetterbestimmt. Unser Ziel ist mehr Zeit, über die wir frei verfügen können, indem wir Arbeitsabläufe gut planen, vereinfachen oder effizienter gestalten, mehr Übung bekommen und aus unseren Fehlern lernen.” Mit einem Teil dieser Zeit schließt sich hier auch wieder der Kreis für Lauras Passion, der Illustration und dem Design. Im Hofladen verkauft sie ihre eigenen Produkte mit wunderschön gestalteten Etiketten und Verpackungen. Dies spricht wiederum viele, rund um ihren Hof neu zugezogene Bewohner:innen an, die sich heute vermehrt aktiv über regionale Einkaufsmöglichkeiten informieren und gerne ihre Produkte beziehen.