Produktion

Less is More

von Redaktion


Bild: Florence Stoiber

Das Konzept der Marktgärtnerei im Portrait

Marktgärtnereien rund um Wien spielen mittlerweile eine immer prominentere Rolle in der Versorgung von frischem, hochwertigem Obst und Gemüse für Restaurants und Märkte in der Stadt sowie in den umliegenden Regionen. Diese Betriebe kombinieren eine biologische bis biodynamische, ressourcenschonende  Anbauweise in gartenähnlichen Strukturen, Produktvielfalt (oft auch den Anbau von raren Sorten) und Saisonalität mit effektiven Methoden zur Direktvermarktung, um eine nachhaltige und lebendige Ernährungskultur zu fördern.

Aber was ist das Konzept einer Marktgärtnerei eigentlich und wo kommt das her?

Die Gärtnerei Grandgarten fasst die Geschichte der Marktgärtnereien wunderbar zusammen:
Vor etwa 45 Jahren untersuchte Eliot Coleman, ein Pionier im biologischen Gemüseanbau in den USA, die historischen Hintergründe dieses landwirtschaftlichen Konzepts. In seinem Buch „Handbuch Wintergärtnerei“ betonte er die fortschrittliche Gemüseproduktion im Paris des 19. Jahrhunderts als Inspiration für die heutige Marktgärtnerei. Dieses „französische Gärtnereisystem“ war durch vier Hauptmerkmale gekennzeichnet: Regionalität, Vielfalt & Qualität, Produktivität und Nachhaltigkeit.

Mit dem Aufkommen von Traktoren und mineralischen Düngemitteln im 20. Jahrhundert tendierte der Gemüsebau jedoch zur Großproduktion. Der Rückgang der Pferdenutzung und die steigenden Kosten für Land führten zur Verdrängung der Gemüsegärtnereien durch städtische Entwicklungen.
Eliot Coleman griff viele dieser Prinzipien wieder auf und entwickelte alte Techniken weiter, was zu einer Wiederbelebung der Pariser Gemüsegärtnertradition und einer Inspiration für viele Landwirt:innen und Gärtner:innen führte. Jean-Martin Fortier aus Kanada übernahm Colemans Prinzipien und wurde mit seinem Buch „The Market Gardener: A Successful Grower’s Handbook for Small-scale Organic Farming“ zu einer zentralen Figur in dieser Bewegung. Dieses moderne „Marktgärtnern“ gewann vor allem in den USA, Kanada und später auch in Europa an Beliebtheit.
Im Marktgärtnerei-Ansatz werden Beete durch viel Handarbeit bewirtschaftet. Die Beete werden bio-intensiv genutzt, indem sie dicht bepflanzt und systematisch mit verschiedenen Gemüsekulturen belegt werden. „Bio“ bezieht sich dabei auf die Förderung der Bodenfruchtbarkeit und den Schutz der Artenvielfalt, weshalb keine mineralischen Dünger oder chemisch-synthetischen Pestizide verwendet werden.


Dirndln am Feld am Popchop Festival 2023. Bild: Florence Stoiber

Grob zusammengefasst kann man der konventionellen Landwirtschaft mit ihren Großflächen, Traktoren, Silos und Pestiziden als Goliath und die Marktgäntnereien als David in der Versorgungssicherheit von Gemeinden und Städten ansehen. Zukunftstauglich und bewundernswert erscheinen die Kollektive und Konzepte der „Marketgardeners“ allemal! Die Qualität und der Geschmack der Produkte überzeugen letztendlich mittlerweile die meisten Spitzenköch:innen im Land. Von Paul Ivic, der sich mittlerweile nahezu gänzlich mit eigenem Gemüseanbau versorgt, zum wunderbaren Landgasthaus Schiller in Sommerein oder den Restaurants Brösl,  & Flora, dem Cafe Kandl, und Mraz und Sohn in Wien. Der Trend stimmt –  Aber auch das Geschäftsmodell scheint zu funktionieren. Oftmals rasch ausverkauft, vergrößerten einige Marktgärtnereien aufgrund steigender Nachfrage bereits ihre Anbauflächen. Im Falle vom sympathischen Familienbetrieb Krautwerk lässt sich das sogar in Zahlen ausdrücken: „Was mit 3500 qm begann wuchs über die Jahre schnell zu 30.000 qm heran.“ Weiter so! 

Hier findet ihr ein paar Betriebe, die wir euch näher vorstellen möchten:

Grand Farm

Clerance Gärten

Krautwerk 

Dirndln am Feld  

Die Flur

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