Illustration: Katharina Anna Wieser
Die harte Realität
Nun ist es ja einmal so, dass sich einige Männer an der Thematik der Sichtbarkeit von Frauen in der Genussbranche lautstark beteiligen wollen. „ES GIBT HALT EINFACH WENIGER FRAUEN IN UNSERER BRANCHE!!!1!!11!“.
Okay, das stimmt vielleicht, prozentual gesehen. Wir haben uns zusammengesetzt und uns einmal angeschaut, warum das so ist. Und ein klitzekleiner Punkt ist uns aufgefallen: Frauen sorgen zufällig mit einem nicht ganz wegzudenkenden Anteil für das Fortbestehen der Menschheit.
Es mag dem einen und der einen oder anderen aufgefallen sein: Das Durchschnittsalter der repräsentativen Sommelièren liegt irgendwo zwischen 25 und 35. Danach wird es dünn, und genau das ist das Alter, in dem Karriere gemacht wird, die Früchte geerntet werden, für die man jahrelang gebuckelt hat. Naja, und dann werden wir halt schwanger, oder zumindest einige von uns. Winzerinnen im Partner-Duo rücken während den frühen Jahren des jungen Familienglücks in den medialen Hintergrund. Für euch Kalk und Kegel, für uns Kind und Kegel.
Für die Paare in der Gastronomie heißt das Wegfallen eines Kindergartens oder einer Tagespflege ab 16 Uhr die Anstellung einer Person zum Babysitten, wenn man nicht ganz von der Bildfläche verschwinden möchte und die Karenz nach zwölf Monaten endet. Als weibliche Selbstständige Karenz bekommen? Stellvertretung einstellen, Kindergarten erst ab dem 3. Lebensjahr, dazwischen keine Unterstützungen bekommen. Eventuell Karenz zurückzahlen und sich in den Ruin treiben lassen, falls in der Zeit zu viel Gewinn erwirtschaftet wird.
Care-Arbeit ist Arbeit. Und natürlich würde es uns nicht schwerfallen, das Fass der strukturellen frauenunfreundlichen Arbeitsbedingungen zu öffnen, würde aber unglücklicherweise (mal wieder) den Rahmen unserer Kolumne sprengen. Wenn wir damit aber die Frage platzieren, warum es uns nach Geburt und frühen Jahren der Kindeserziehung nicht zurück in die anknüpfende Karriere in Abendarbeit und Weinberg zieht, haben wir hoffentlich für genug Thema beim nächsten Männerstammtisch gesorgt.
Das Female Wine Collective ist ein Netzwerk, das nach innen einen Safe Space für Flinta der Weinbranche und Zusammenhalt durch Fortbildung, Austausch und Empowerment darstellt. Wir haben die Ziele, nach außen einen neuen Standard für Sichtbarkeit, Equality und respektvollen Umgang zu schaffen.
@femalewinecollective