Gastronomie

Lokale, die wir fast vergessen haben

von Nina Mohimi

Das Salettl in 1190


Illustration: Katharina Anna Wieser

„Irgendwer sollte dort mal ein Popup machen.“  – Nein! Bitte nicht. Das Salettl soll bitte so bleiben, wie es ist. Mit dem etwas aus der Zeit gefallenen, vergnügten Schinken-Käse-Kipferl, das nur von Insidern getoastet bestellt wird (das OG Secret Menu Item), der klebrigen Speisekarte und der lieben Kellnerin, die es generell noch nie eilig hatte. Im Salettl ist man entspannt – beziehungsweise lernt es wieder zu sein. 
Da macht es auch nichts, dass die Schnittlauchsauce nicht wirklich fein abgeschmeckt ist. Oder der Kaffee eher wässrig. So war das halt früher, als man noch sicherheitshalber jedes Mal nachfragen musste, ob der Cappuccino wohl eh mit Milchschaum und nicht mit Schlag serviert wird (Hinweis für die jüngeren Leser:innen: in den Neunzigern in traditionellen Lokalen einen Cappuccino zu bestellen, war eher exotisch). Das Geschirr im Salettl ist weder besonders fotowürdig noch shabby genug, um chic zu sein. Will es auch nicht. Fotografieren sollte man – wenn überhaupt – dort eher den alten Pavillon. 
Es gibt einen lauschigen Gastgarten mit vielen Tischen, die nicht dicht gedrängt sind. Man sitzt gemütlich und hat genug zum Schauen, damit kleine Gesprächspausen mit der Gesellschaft bestens überbrückt werden können. Im Winter ist es extrem lauschig im überschaubaren Pavillon oder im putzigen Gartenhaus. Letzteres eignet sich übrigens hervorragend für eine kleine geschlossene Gesellschaft. 
Der Blick auf den abfallenden Hugo-Wolf-Park und die Gegend dahinter wird zum Abend hin immer schöner, wenn man dann noch kleine Lichter funkeln sieht.  
Ein perfekter Ort für ein erstes Date. Und wohl auch noch immer zum Schuleschwänzen.
Oder einfach nur zum Kurz-mal-aus-der-Zeit-Fallen. 

Hartäckerstraße 80, 1190 Wien
Mo–So von 09:00 bis 23:30
Website sucht man vergeblich

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